Coronaferien Tag 15 – eine Stunde Winter

Julia

Eine hellgraue Wolkendecke schiebt sich über Berlin. Sie umhüllt unser Wohnhaus und hängt dicht über unseren Köpfen. Ich schließe das Fenster im nebligen Bad und als ich noch ein wenig abwesend nach draußen starre fallen sie mir erst gar nicht auf. Erst als ein weißes Klümpchen gegen die Fensterscheibe segelt, um dort augenblicklich zu schmelzen, verstehe ich, dass es gerade beginnt zu schneien.

Schnee Hand Schneeflocke

Guck mal mein Kind, Niederschlag!

Mit einem Wisch weicht der Müßiggang des Vormittags aus der Wohnung, wird vertrieben von einer spontanen Euphorie. Der Mann kramt nach der Kamera. Das Kind hüpft mit ausgestrecktem Zeigefinger vor der Balkontür auf und ab »Da! Mami, daaaa!«.

Wir lassen alle Arbeit fallen, stürzen in unsere Jacken und Schuhe. Noch schnell die Mütze über die Ohren gezogen geht es hinaus auf die Terrasse, die bereits von einer dünnen Schneeschicht bedeckt ist.

Mütze Schnee Kind

Ich glaube das letzte Mal, dass Charlie Schnee gesehen hat liegt schon weit hinter seiner Erinnerung. Er blinzelt ganz verzückt in den Himmel, die Schneeflocken fangen sich in seinen rötlichen Wimpern, setzen sich auf seine Stupsnase. Die dicken Flocken fallen so schnell zu Boden das mir fast schon schwindelig wird.

Last Minute Winter

Eigentlich kann ich Schnee nicht mal besonders leiden. Diesen Winter jedoch erwischte mich dann der Eltern-Effekt – dieser Effekt, wenn man auf etwas hin fiebert, weil man weiß wie sehr sich das eigene Kind darüber freuen würde. So hoffte ich all die Wintermonate auf Schnee. Nur ein bisschen, genug zum Schneemann bauen oder Schlittenfahren.

Als wäre der März bislang nicht schon seltsam genug gewesen, verabschiedet er sich mit einer Stunde Winter. Ein Versöhnungsangebot.

Tag 19 der Pandemie.

Stimmungslage: aus dem Häuschen.
Das Kind: war superglücklich.

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