Coronaferien Tag 26 – schlechtes Timing

Julia

Es ist Karfreitag und wir liegen nach einem ausgiebigen Frühstück alle im Schlafzimmer auf dem Bett und genießen die hereinscheinende Sonne. Wir lesen Bücher, kuscheln und dösen abwechselnd immer mal wieder ein. Irgendwann ist es dann aber auch genug – wir müssen mal raus. Eine Runde um den Block spazieren, mehr ist ja gerade nicht drin und mehr wollen wir auch nicht. Beine vertreten, frische Luft schnappen und wieder ab nach Hause.

Also machen wir uns ca. 1,5 Stunden lang zum Losgehen bereit (wie das mit einem Kleinkind eben so ist) und verlassen mit Laufrad und Sonnenbrillen bewaffnet das Haus.

Von 100 auf 0

Draußen sind die Straßen leer (sehr gut!) und nur weniger andere Spaziergänger sind mit Hund oder zu zweit unterwegs. Ich bin ein bisschen Stolz darauf, dass sich zumindest heute viele an die maximal-zum-Spazieren-das-Haus-verlassen-Richtlinie halten.
Wir sind gerade 20, vielleicht auch 30 Meter gelaufen, als Charlie merkt, dass er eigentlich doch keine Lust hat hier draußen zu sein. Er mault, zieht eine Schippe und kurz darauf kullern Tränen. That escalated quickly.
Nach ein paar Überredungsversuchen und 3 weiteren zurückgelegten Metern geben wir auf und drehen um.

Im Treppenhaus hallt Charlies weinen bis in die obersten Etagen, als wir ihn umständlich in die Wohnung tragen. Die Stimmung ist so schnell gekippt, dass das eigentlich nur bedeuten kann, dass das Kind Hunger hat oder plötzlich müde ist… Ein Blick auf die Uhr verrät – vermutlich beides. Wir haben das Timing ordentlich in den Sand gesetzt. Es ist bereits 12:20 Uhr und wir haben noch kein Mittag gegessen. Ups. Schnell kocht der Mann ein paar Nudeln, während ich dem Kind gut zurede, dass mit glasigen Augen auf der Couch sitzt und seinen Teddy umklammert.

»Müde!« Sagt er. Aber auch »Hunger, Mami!«
Ich komme mir so richtig dämlich vor… Was für ein Anfängerfehler. Zum Glück ist nach einer Maiswaffel, gefolgt von ein paar gierigen Happen Nudeln alles wieder halbwegs im Lot und das Kind bereit für den Mittagsschlaf. Es dauert keine 5 Minuten, bis ein leises Schnarchen aus dem Kinderzimmer schwebt.

Irgendwie sind wir aus dem Rhythmus gekommen. Das ständige aufeinander hocken und tagtägliche zu Hause sein vermischt Raum und Zeit zu einem klumpigen Brei. Wir scheinen hier zu Hause, in Quarantäne, in einer anderen Zeitzone zu leben. Unser üblicher Alltag bringt so viel stützende Struktur mit sich, die uns an Tagen wie heute manchmal wegbricht. Alles kein Drama, aber irgendwie unnötiger Stress.

Tag 30 der Pandemie.

Stimmungslage: Insgesamt gut von kurzen Aussetzern mal abgesehen.
Das Kind: ausgeschlafen, satt und gut drauf.

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