Die Steinzeit in uns

Julia

Kaum ein paar Monate schwanger, erfülle ich schon das typische Klischee einer werdenden Mutter. Stimmungsschwankungen, Nestbautrieb und alles was Hollywood einem einflüstert.

Hormoncocktail

Es gibt Tage, an denen fühle ich mich regelrecht betrunken von meinen Gefühlen. Schuld ist mein innerer Barkeeper, der mir ohne abzuschmecken abwechselnd wild gemixte Variationen auftischt. Ein bisschen Hilflosigkeit als Aperitif am Morgen, dicht gefolgt von plötzlicher Euphorie schließlich abgelöst von Traurigkeit als Digestif, immerhin serviert mit Schirmchen.

Wenn die Tränen kullern

Anfangs dachte ich noch das „Mutter-Gen“ sei bei mir längst nicht so ausgeprägt, wie so bei so mancher meiner Freundinnen. Als ich dann aber letztens ein Baby weinen hörte, zerriss es mir fast das Herz. Plötzlich kullerten dicke Krokodilstränen über mein Gesicht und ich wusste gar nicht wie mir geschieht. Ich konnte es einfach nicht ertragen. Das kenne ich so gar nicht von mir. Zwar bin ich ein sehr empathischer Mensch, aber diese Schlüsselreize scheinen sehr rudimentäre Muster in mir auszulösen.

Mutter Naturs Bootcamp

Es ist schön zu wissen, dass all meine hormonellen und körperlichen Umstellungen dem Zweck dienen mich auf meine Mutterrolle vorzubereiten. Simple Grundmechanismen werden trainiert – Baby weint, Mama tu was!

Und wenn ich es dann später nicht mehr schaffen werde regelmäßig zu duschen, verwandle ich mich vermutlich gänzlich zu einem haarigen Steinzeit-Ich. Aufrechter Gang nur nach dem ersten Kaffee möglich. Kommunikation mit der Außenwelt auf die nötigsten Vokale beschränkt und das Baby hängt im verfilzten Fell. Ich hoffe nur, ich werde das Schreiben nicht verlernen, sonst wird es hier wohl sehr ruhig.

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