Vor ziemlich genau sechs Monaten, und damit zwei Monate vor der Geburt vom Sohnemann, begann ich mich auf den Endgegner meiner Schwangerschaft vorzubereiten. Aber wie bereitet man sich auf etwas vor, dass so individuell ist und als fist time mom so unbekannt?
Das große Fragezeichen
Die bislang wohl größte Herausforderung meines Lebens rückte immer näher und mit ihr das Gefühl mich irgendwie darauf vorbereiten zu müssen. Zwar hatten wir schon einen Geburtsvorbereitungskurs hinter uns, aber ich wollte noch mehr machen. Mehr für mich und ganz in Ruhe, um mich auch gedanklich mal wirklich darauf einzulassen, was mir da bevorstand. Schließlich ist neben der zu erwartenden körperlichen Belastung eine Geburt auch eine große mentale Aufgabe.
Mantras, Meditation und Muffensausen
Zu meditieren gehört aktuell zur Hauptstadtkultur, wie der grüne Smoothie zum #healthylifestyle. Sich in Ruhe mit sich selbst zu beschäftigen und sich auf seine Gedanken einzulassen wird zelebriert und das zurecht. Schon mehrfach habe ich in meinem Leben das Meditieren angefangen und doch wieder sein gelassen. Irgendwie waren meine Erwartungen daran und somit auch an mich selbst einfach zu hoch.
Als ich dann schwanger wurde, dachte ich mir jetzt oder nie und wollte die Sache mit der Einkehr nochmals ernsthaft versuchen. Wollte dadurch bewusster diese intensive Phase meines Lebens wahrnehmen und dafür sorgen, dass ich mir wenigstens einen kleinen Moment Ruhe nahm. Und das jeden Tag.
5 Minuten pro Tag
Ich denke Meditation scheitert oft daran, dass man sich zu viel vornimmt. Man plant 30 Minuten still sitzen jeden Tag und hofft dabei insgeheim schnell einen Zustand zu erlangen, in dem man auf Knopfdruck Gedanken und Stress ausschalten kann. Nichts denken; einfach sein. Dabei ist meiner Meinung nach das Wichtigste sich einen kleinen Raum zu schaffen – Zeit, die man sich bewusst nimmt und die Teil der Routine wird, wie beispielsweise das Zähneputzen.
Ich stand also morgens auf, machte das Bett und setzte mich dann 5 Minuten vor die geöffnete Terrassentür. Ungeführte Meditation, einfach ein Timer und meine Gedanken. Manchmal war dieser kurze Moment okkupiert von Planungsgedanken: Nach der Arbeit zum Ultraschall und dann später noch die ersten Babysachen waschen. Aber auch an solchen Tagen empfand ich die Mediation als hilfreich.
Einatmen – Ausatmen. Ohne Ziel.
Ich wusste, wenn ich meinen Geist für dieses Ereignis trainiere, wäre das die beste Voraussetzung auch körperlich besser durchhalten zu können. Schon seit dem ersten Trimester meditierte ich täglich. Schnell merkte ich, dass mir 5 Minuten zu wenig waren. So steigerte ich meine Meditations-Auszeit bald auf 8, die Woche darauf auf 10 Minuten pro Tag. Schließlich war ich bei ca. 15 Minuten angekommen und fand dort meine perfekte Dauer.
Zuversicht und Selbstbewusstsein üben hilft
Achtung, jetzt wird’s spirituell. Zum Ende meiner Schwangerschaft hatte ich alles nötige für den Neuankömmling besorgt und saß sozusagen auf gepackter Kliniktasche. Ich hatte also viel Zeit übrig und habe mir eine Reihe Leitsätze zusammengestellt, um mich auf die Geburt noch besser einzuschwören. Diese Mantras nutzte ich fortan zusätzlich bei der Meditation oder las sie einfach ab und zu mal durch. Die selbstgebastelten Kärtchen wanderten dann auch in die Kliniktasche und sollten als mentale Stütze dienen.
Meine sieben Mantras
My body is capable and strong
Drückt mein Urvertrauen darauf aus, dass die Geburt ein natürlicher Vorgang ist und mein Körper weiß was er zu tun hat. Der Verstand, der darauf programmiert ist Schmerzen abzulehnen und einen von Extremsituationen fernzuhalten, darf dabei nur in zweiter Reihe tanzen.
We can do it
Erinnert mich daran, dass ich bei der Geburt nicht alleine bin. Für mein Baby ist dieses Ereignis ebenso einschneidend, wie für mich und wir beide stehen das gemeinsam durch – als Team.
Inhale exhale
Bewusstes atmen hilft eigentlich immer. Es sammelt Nerven und Kräfte.
Accept the pain and let it pass
Schmerzen zu akzeptieren heißt die Geburt entspannt(er) erleben. Das klingt banal, ist aber, wie ich gemerkt habe, eine große mentale Herausforderung.
I can do anything for a minute
Niemand weiß, wie lange eine Geburt dauern wird und so bleibt einem nichts anderes übrig, als von einer Minute zur nächsten zu arbeiten. Während sich die nächste Wehe bemerkbar macht daran zu denken, dass bald wieder eine kleine Pause auf einen wartet, kann helfen.
Breathe and let go
Einatmen, ausatmen und den Vorgang der Geburt mit allen Empfindungen zulassen. Oh, wie oft habe ich mir dieses Mantra während meines Geburtsmarathons ins Gedächtnis gerufen…
Woman all over the world are birthing with me
Hat mir aus irgendeinem Grund sehr geholfen – die Vorstellung, dass zeitgleich mit mir abertausende von Frauen ebenfalls in den Wehen liegen. Wir alle gemeinsam werden verzweifelt und wieder zuversichtlich sein; Grenzen überschreiten und über uns hinaus wachsen.
Mittlerweile habe ich die Mantras professionell drucken lassen; wer also einer Mama ins spe oder auch sich selbst eine Freude machen will, kann gern in meinem Lieblingsworte Shop stöbern.
Sei dein eigener Motivationscoach
Niemand kann dir die Geburt deines Kindes abnehmen. Auch wenn deine Begleitung und die Hebamme im Kreißsaal dir großartigen Beistand leisten, sind es doch dein Baby und du, auf die es ankommt. Je ruhiger und selbstsicherer du während dieser Stunden bist, desto größer wird die Kraft sein, die du für jede Wehe brauchst.
Du weißt selbst am besten, was dir helfen wird
Egal ob du dir vorher Geburtsvideos anguckst, betest oder wie ich meditierst – jede Art der Geburtsvorbereitung, die dir hilft hat seine Berechtigung. Du wirst dein eigenes Maß finden und dich hoffentlich nicht verrückt machen. Lass dir von niemandem einreden, du seist zu verkopft, zu esoterisch oder auch zu unbedarft.
Was andere schaffen, schaffst du auch!
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