Lange haben sich die Menschen in Prenzlauer Berg zurückgehalten. Während es in meinen WhatsApp Gruppen schon gefühlt wochenlang Bilder von leeren Supermarktregalen aus anderen Bezirken hagelte, galt hier noch Vernunft statt Vorsicht. Hipster versus Hamsterkäufe. Aber im Laufe der letzten Woche hat sich das Bild gewandelt.
Menschen sind Lava
Als erstes verschärfte der Hipster-Bäcker ein paar Straßen weiter seine Einreisebestimmungen. Vor dessen Tür stehen sich schon unter normalen Umständen Brot- und Zimtschnecken-hungrige Mitte-Menschen die Beine in den Bauch; dank vergrößertem Abstand zwischen den Wartenden ist sie Schlange nun 37 Kilometer lang.
Unser nahe gelegener Supermarkt hat mittlerweile nachgezogen. Auch hier kleben alle paar Meter farbenfrohe Abstandsmarkierungen auf dem Boden, sogar die Fleischtheke ist kreativ mit Grillkohle-Säcken verbarrikadiert.
Die Menschen schieben ihre Einkaufswagen als Schutzschild vor sich her und umfahren sich weiträumig, als seinen sie entgegengesetzt gepolte Magneten. Die Backwarenabteilung dient als Umgehungsstraße.
Postapokalypse mit Bio Bananen
Wer hätte gedacht, dass sich das Frühjahr 2020 als ein so postapokalyptisch anmutendes Bild zeichnen würde. Die teilweise leeren Regale in Kombinationen mit Atemschutz maskierten Einkäufern wirken fast inszeniert. Gecastet für den nächsten Katastrophenfilm aus Hollywood.
Aber so lange der Fairtrade Kakao mit Minzgeschmack, der Honig von Berliner Bienen für 12 € oder die Bio Bananen noch vorhanden sind, können wohl auch die Prenzlauer Berg Bewohner noch beruhigt sein.
Tag 15 der Pandemie.
Stimmungslage: bitte schön entspannt bleiben, Panik-Modus hilft niemandem.
Das Kind: findet einkaufen jetzt noch spannender als sonst.